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Wildwechsel

Wildwechsel-Festival 2019 in Parchim

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Vom 14.-19. Oktober 2019 waren wir zu Gast auf dem 4. „Wildwechsel“ – dem wichtigsten Kinder- und Jugendtheaterfestival der ostdeutschen Bundesländer –, dass dieses Jahr in Parchim stattfand. Wir schlugen unser Basislager auf und gestalteten die Fachforen zu den einzelnen Inszenierungen genau wie spielerische Gesprächsimpulse im Anschluss an die Aufführungen.

Das „Wildwechsel 2019“ war ein in vielerlei Hinsicht besonderes Festival. Auch wenn das Thema der angeschlossenen ASSITEJ-Werkstatt – „Theater im ländlichen Raum“ – wenig mit der mecklenburgischen Kreisstadt Parchim (immerhin 19.000 Einwohner*innen) zu tun hat: Es war eine organisatorische Leistung, ein solches Festival dort stattfinden zu lassen. So steht in Parchim zwar das einzige staatliche Kinder- & Jugendtheater Mecklenburg-Vorpommerns – der Bühnensaal aber ist nicht mehr bespielbar und wird nur noch als Lager benutzt. Das Festival verteilte sich dementsprechend auf den Malsaal und die Theaterbar, auf den Marktplatz, in die Stadthalle und in diverse Klassenzimmer in und um Parchim herum.

So bestanden auch viele Gelegenheiten zum Austausch mit der Stadtbevölkerung, die sich sehr präsent, offen und interessiert am Festivalprogramm zeigte. Beim feierlichen „Parchim Dinner“, beim künstlerischen Stadtspaziergang und am Rande von Aufführungen mischten sich angereiste Fachbesucher*innen mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus der Stadt. In den Gesprächen wurde deutlich: Viele Menschen in Parchim gehen gerne in ihr Theater und nehmen eine solche Festivalwoche mit Inszenierungen aus Berlin, Leipzig, Chemnitz und anderen Städten dennoch dankbar an und auf. Die im Landtagswahljahr 2019 viel diskutierte Transformationsgeschichte der neuen Bundesländer schien nicht nur in diesen Gesprächen relevanter denn je. Als im Rahmen der Chemnitzer Aufführung „Aufstand der Dinge“ gefragt wird, wer im Publikum „aus der DDR“ komme, meldeten sich fast alle Kinder.

Am letzten Abend wurden in der Parchimer Stadthalle die Preise vergeben, erstmals von keiner Fachjury, sondern von jeweils einer eigenen Kinder- und Jugendjury. DJ Hajo erfüllte noch bis in die Nacht jeden einzelnen Musikwunsch und sorgte für einen mehr als würdigen Festivalabschluss. Jetzt ist das „Wildwechsel“ erstmal vorbei – aber es bleibt eine der wichtigsten kulturpolitischen Aufgaben, mit solchen Festivals die Regionen abseits der Zentren aufzusuchen. In diesem Sinne: Wir freuen uns auf das nächste „Wildwechsel“!

Text: Tobias Gralke

Fotos: GDG